1.8 Didaktik für Senior/innen

Die Wissens- bzw. Kompetenzvermittlung für Seniorinnen und Senioren sollte entlang folgender didaktischer Leitlinien gestaltet werden:

  • "Motivations- und Ermöglichungsdidaktik" statt "Belehrungsdidaktik": Zentral sind dabei die Anregung zur Selbstbildung, die Stärkung des Selbstvertrauens sowie die Ermöglichung eines schnellen Lerneffekts.
  • Das Angebot muss sich an der Lebenswelt und den persönlichen Interessen der Teilnehmer/innen orientieren und diese dort "abholen".
  • Das Lernen in Kurssituationen liegt für die älteren Teilnehmer/innen womöglich schon länger zurück und ist u.U. angstbesetzt. Vielen Seniorinnen und Senioren sind heute gebräuchliche didaktische Formate, wie z.B. Gruppenübungen, unbekannt ‒ sie könnten sich durch diese verunsichert fühlen.
  • Ältere Menschen brauchen für das Lernen ein langsames Tempo und viele Wiederholungen. Es sollte signalisiert werden, dass es normal ist, etwas zu vergessen und es Jüngeren auch so geht.
  • Grundprinzipien der gendersensiblen Erwachsenenbildung bzw. Didaktik beachten:
    • Die Teilnehmer/innen werden als Individuen wahrgenommen und nicht bloß als "Teil einer Gruppe".
    • Die unterschiedlichen Lebenswelten und Lebensentwürfe der Teilnehmer/innen werden unter Einbeziehung verschiedener Faktoren (z.B. biologisches Geschlecht, ethnische und soziale Herkunft, biografisches und soziales Alter, Behinderung, etc.) berücksichtigt.
    • In Wort, Schrift und Bild wird auf einen geschlechtergerechten Sprachgebrauch sowie auf eine diskriminierungsfreie Mediengestaltung geachtet. Frauen und Männer werden gleichwertig angesprochen (z.B. "Herzlich Willkommen liebe Teilnehmerinnen und Teilnehmer"). Weiterführende Hinweise zu diesem Thema finden Sie auf www.vielefacetten.at.
    • Die Lernatmosphäre ist angenehm und motiviert alle Teilnehmer/innen zum Mitmachen.
    • Die Aufmerksamkeit der Trainerin bzw. des Trainers wird gleichmäßig auf die Teilnehmer/innen verteilt. Es werden alle Personen einbezogen, nicht nur "die Lautesten" bzw. "die, die am meisten Fragen stellen".
    • Arbeitsgruppen können – je nach Aufgabenstellung – auch geschlechtshomogen gebildet werden. Bei der Präsentation von (Zwischen-)Ergebnissen wird auf die Ausgewogenheit zwischen Präsentatorinnen und Präsentatoren geachtet.
    • Die gendersensible Didaktik umfasst auch eine gendersensible Gestaltung der Rahmenbedingungen. Dazu sind Lebens- und Arbeitsbedingungen sowie soziale Verpflichtungen von allen (potenziellen und tatsächlichen) Teilnehmer/innen zu berücksichtigen. Konkret betrifft das z.B. die zeitliche Planung, die räumliche Erreichbarkeit, die barrierefreie Raumgestaltung etc.
  • Mit einer ablehnenden Haltung mancher älterer Menschen gegenüber digitalen Medien umgehen können:
    • ​Den konkreten persönlichen Nutzen digitaler Medien herausarbeiten bzw. herausarbeiten lassen, da diese Bezüge oft sehr individuell sind; Alltagsbezüge herstellen.
    • Negative Energien nutzen: Personen mit ablehnender Haltung z.B. bewusst die Rolle des "kritischen Freundes" bzw. der "kritischen Freundin" in der Gruppe zuweisen.
  • Fachbegriffe bildhaft und anschaulich erklären bzw. für englische Ausdrücke ein deutsches Äquivalent anbieten (Beispiele dazu finden Sie im Glossar unter Teil 3)
  • An Erfahrungen aus dem Langzeitgedächtnis anknüpfen (Vorkenntnisse). Das kann z.B. über das Arbeiten mit biografischen Methoden oder mit "Lebensfragen" erreicht werden.
  • In der Gruppe das "Voneinander-Lernen" fördern und gemeinsam den Lernprozess reflektieren.
  • Senior/innen haben im Vergleich zu anderen Altersgruppen ein erhöhtes Sicherheitsbedürfnis in Bezug auf die Nutzung digitaler Medien. Bei der Inhaltsvermittlung ist es daher wichtig, auf dieses Thema einzugehen und den Teilnehmer/innen die Angst zu nehmen (z.B. vor vermeintlich hohen Kosten der Internetnutzung oder vor zu geringer Datensicherheit). Dies kann etwa geschehen, indem fundierte Informationen über Datenschutz angeboten werden oder über Tarifmodelle und "Flatrate"-Angebote (Pauschalangebote) aufgeklärt wird. Das Thema "Sicherheit" kann in viele Inhaltsbereiche einfließen, siehe dazu www.saferinternet.at und www.watchlist-internet.at.