2. Short Checkliste
2.1 Das Wichtigste in Kürze
- SeniorInnen sind haben ähnliche Wünsche und Bedürfnisse wie jüngere UserInnen.
- Nur wenige gewünschte Funktionalitäten ergeben sich aus den sich ändernden Lebensumständen.
- SeniorInnen stoßen bei Smartphones großteils auf dieselben Usability-Hürden wie jüngere, scheitern aber öfter daran und verzichten dann auf die Nutzung.
- Die Zielgruppe der SeniorInnen ist größer als viele denken. Insbesondere für Apps besteht ein großes Potenzial (siehe Kap. 1.2).
- Technikferne jüngere Menschen haben sehr ähnliche Anforderungen wie SeniorInnen.
Passt man Apps an die Bedürfnisse von SeniorInnen an, erhöht das die einfache Bedienbarkeit für ALLE Zielgruppen.
2.2 Design- und Entwicklungsprozess
Richtige Reihenfolge einhalten:
- Konzeption
- Requirementanalyse
- Interaktionsdesign
- Definition des Featureset
- Wireframing
- Screens
- Selbstbeschränkung bei der Wahl der Features!
- Teile des Designs müssen für alle Betriebssysteme extra gemacht werden!
- Navigationskonzept
- Plattformspezifische Elemente
2.3 Kaufkraft von SeniorInnen
- überdurchschnittlich kaufkräftige Zielgruppe;
- hohes Wachstumspotenzial;
- Personen über 50 verfügen über 44% des österreichischen Kaufkraftvolumens.
- Laut Statistik Austria nutzen 46,7% der 55- bis 64-Jährigen und 35% der 65- bis 74-Jährigen das Internet via Mobiltelefon/Smartphone (Tablets nicht eingerechnet).
- Unter den über 60-jährigen ÖsterreicherInnen gibt es ca. 610.000 regelmäßige und weitere 430.000 seltene InternetnutzerInnen.
2.4 Viele SeniorInnen scheitern
- Bei 50% der Apps sind die Testpersonen gescheitert, konnten also nicht alle Aufgaben lösen.
- 30% der Aufgaben konnten nicht gelöst werden.
- Wenn NutzerInnen an der Verwendung von Apps scheitern, sind sie enttäuscht und verwenden sie nicht weiter.
- Auch technikferne jüngere Menschen scheitern an denselben Usability-Problemen, wie SeniorInnen. Es gibt deutlich mehr technikferne UserInnen als man denkt.
2.5 Häufigste Usability-Probleme
- Beschriftung oder Benutzungsführung nicht erwartungskonform bzw. irreführend
- Zu kleine Buttons oder zu kleine Schrift
- Elemente (Schaltflächen) zu nahe beisammen
- Probleme durch nicht verstandene Icons
- Probleme durch (falsch oder ausschließlich eingesetzte) Gestensteuerung
- App wird versehentlich verlassen
2.6 Flat Design
- Die Such-Zeit für Icons war bei flachen Icons fast doppelt so lang wie bei räumlich gestalteten. Der "cognitive load", also die kognitive Belastung war deutlich höher.
- Bei Websites war die Fehlerquote "false alarm" – etwas anzuklicken, das kein Link ist – bei Flat Design um 65% höher ...
- und die Fehlerquote, einen Link nicht als solchen zu erkennen ("misses") um 38% höher.
- Kein Flat Design verwenden
2.7 Texteingaben so einfach wie möglich!
- Möglichst wenige manuelle Eingaben!
- Auf richtiges Tastaturlayout achten!
- Textfelder fehlertolerant gestalten!
- Verstärktes und multisensorisches Feedback!
2.9 Leicht zu treffende Controls erzeugen!
- Physikalische Button-Größe zumindest 8 x 8 mm!
- Genügend Abstand zwischen Bedienelementen 1,25 mm!
Die Angaben sind in absoluten physischen Maßen, da alle anderen Angaben wie px, em etc. auf den unterschiedlichen Endgeräten bzw. Auflösungen unterschiedlich groß ausfallen. Für SeniorInnen ist jedoch die tatsächliche, reale Dimension relevant.
2.11 Gestensteuerung als ausschließliche Navigation schließt aus!
- Auch Alternativen zu Wischgesten anbieten!
- Interaktive Anleitung für die Standardgesten!
- Bereits übliche Gesten verwenden!
2.13 Die Erwartungen der UserInnen treffen!
- Die Verständlichkeit von Icons in der Zielgruppe überprüfen!
- Gebräuchliche Fachbegriffe kurz erklären!
- Spezialisierte Fachbegriffe vermeiden!
- Textliche Information gut strukturiert darstellen!
- Bei neuen App-Versionen Gewohnheiten der NutzerInnen berücksichtigen!
2.15 Usability Testing
Unter http://g-u-t.zimd.at/content/gut-checklist finden Sie eine Guideline zur Durchführung von Usability-Tests.
- Schon mit 3 Usability-Tests können die wichtigsten Hürden erkannt werden!
- Mit SeniorInnen testen ist effizienter. Sie finden mehr Fehler in kürzerer Zeit!
- Alltägliche Aufgaben festlegen!
- Testpersonen organisieren!
- Testperson einführen: "Laut denken"!
- Standardfrage: "Was überlegen Sie gerade?"
- Zurückhaltung üben!
- Eine dritte Person schreibt mit, was gefunden wird!
- Eine Anleitung, wie selbst Usability-Tests durchgeführt werden können, findet sich hier: GUT-Guideline, letztes Kapitel: "Testen"!
- Usability-Tests mit Seniorinnen und Senioren werden durchgeführt vom ZIMD.