2.1 [A] Klassisch-formelles Setting

Beschreibung

Beim klassisch-formellen Setting unterrichten professionelle Trainer/innen mehrere Teilnehmer/innen. Zu Kursbeginn gibt es einen inhaltlichen Input durch die Trainerin/den Trainer, gefolgt von einer Übungsphase, in der eine Vertiefung der Inhalte bzw. ein Transfer in den Alltag stattfindet. Hausübungen empfehlen sich nur bei längerer Kursdauer.

Zu beachten!

Bevor Senior/innen dazu bereit sind, ein Bildungsangebot in Anspruch zu nehmen, informieren sie sich üblicherweise ganz genau darüber, ob der jeweilige Kurs ihren Bedürfnissen bzw. Erwartungen entspricht. Besonders bei klassisch-formellen Settings sind ältere Menschen aufgrund der längeren Kursdauer bzw. der höheren Kosten eher skeptisch. Daher empfiehlt es sich, bereits bei der Kursbewerbung auf ausreichend Information und Motivation der Zielgruppe zu setzen, wie z.B. mit Informationsveranstaltungen oder Beratungsservices, wo die Senior/innen Fragen stellen können ("Ist das der richtige Kurs für mich?"). Darüber hinaus sollte bereits im Vorfeld überlegt werden, wie mit Senior/innen umgegangen werden kann, die eine ablehnende Haltung gegenüber digitalen Medien zeigen ("Wer braucht das schon?", "Dafür bin ich zu alt" etc.).

Didaktische Empfehlungen

Voneinander und miteinander lernen

Übungen für Gruppen und Paare

  • Lernen lernen, z.B. mit Lerntagebüchern, Lernpartnerschaften und -patenschaften
  • Anwendungsorientiertes Lernen: kein "Lernen auf Vorrat", sondern an konkreten Fallbeispielen arbeiten
  • Auf vorhandene Medienkompetenz der Teilnehmer/innen achten; auf Heterogenität der Zielgruppe eingehen
  • Kurze inhaltliche Inputs, viel Zeit für Wiederholungen einplanen
  • An Erfahrungen aus dem Langzeitgedächtnis anknüpfen
  • "Offline"-Übungen einbauen, Lernen nicht nur am Gerät
  • Mit Spaß und positivem Feedback arbeiten; selbst kleine Lernfortschritte sichtbar machen
  • Individuelle Lernziele im Auge behalten
  • Selbstvertrauen der Teilnehmer/innen stärken: "Wie kann ich vor meiner Familie / in meinem Freundes- und Bekanntenkreis mit meinem Wissen beeindrucken?"
  • Dialektisches Lernen steht im Vordergrund (Vergleiche, Pro und Kontra, Unterschiede, Meinungen, …)
  • Gendersensible Didaktik anwenden
  • (siehe dazu auch: www.wien.gv.at/menschen/frauen/pdf/leitfaden-didaktik-teil1.pdf)

Anwendungsbereiche

Kurse von Trainings- bzw. Erwachsenenbildungsinstituten in der Region: angebotsorientiert (z.B. Semester- und Jahreskurse) als auch nachfrageorientiert (z.B. Rufseminare, Termine für Gruppen nach Bedarf).

Um der Heterogenität und den individuellen Bedürfnissen der Zielgruppe gerecht zu werden, ist ein gut durchdachtes Konzept, das viel Spielraum lässt, nötig. Auch bei klassisch-formellen Kursen sollten zu Beginn die Themen gemeinsam mit den Teilnehmer/innen festgelegt werden ‒ schließlich muss kein fixer Lehrplan umgesetzt werden.

Vor- und Nachteile des Lernsettings

Vorteile

Nachteile

+ Bekanntes Weiterbildungsformat

+ Gute didaktische Vorbereitung möglich

+ Die Teilnehmer/innen lernen einander gut kennen und können sich gegenseitig unterstützen

+ Es gibt ausreichend Zeit für Wiederholungen des Gelernten und den Transfer in die Praxis

- Kann an den Bedürfnissen der Teilnehmer/innen vorbei gehen

- U.U. wenig flexibel in Bezug auf aktuelle Herausforderungen / Themen

- Senior/innen möchten sich u.U. nicht längerfristig an ein Angebot binden (z.B. aus Angst, dass der Kurs doch nicht das Richtige ist)

- Ältere Menschen haben häufig viele Termine (familiäre Verpflichtungen, Freizeitaktivitäten, Ehrenämter), weshalb die Kurse oft nicht zustande kommen

Organisatorische Tipps

  • Räumliche Gestaltung:
    • für eine angenehme und freundliche Atmosphäre sorgen
    • Barrierefreiheit
    • Ausreichend Licht und Steckdosen
    • Mögliche Lärmquellen beseitigen
  • Pausenverpflegung (Wasser, Obst) bereit stellen
  • Auflockerungsübungen einplanen
  • Wenn möglich: Wunschthemen bereits vor Kursbeginn erheben oder beim ersten Termin gemeinsam "aushandeln"
  • Zeitliche Gestaltung:
    • An einem Werktag (Montag bis Freitag)
    • Unter Tags (Vormittag oder Nachmittag)
    • 2 bis max. 3 Unterrichtseinheiten am Stück