1.2 Allgemeine Empfehlungen zur Zielgruppe

Ältere Menschen sind eine äußerst heterogene Zielgruppe: Es gibt "die Seniorinnen und Senioren" nicht! Es gibt aber tendenziell einige Gemeinsamkeiten, die bei der Entwicklung von Bildungsangeboten für diese Zielgruppe berücksichtigt werden sollten:

  • Beim Lernen spielt das subjektiv wahrgenommene Alter – d.h. wie alt sich eine Person selbst fühlt – die entscheidende Rolle, nicht etwa das kalendarische Alter. Das subjektiv wahrgenommene Alter hat Einfluss auf das Verhalten, die Einstellungen und Bedürfnisse einer Person.
  • Seniorinnen und Senioren wollen mit ihren Kompetenzen, Fähigkeiten und Bedürfnissen ernst genommen werden.
  • Die Bildungshintergründe älterer Menschen sind sehr unterschiedlich und spielen eine wichtige Rolle bei der Kompetenz- und Wissensvermittlung. Allgemein gilt: Je mehr Bildungserfahrung eine Person hat, desto leichter fällt ihr das Erlernen neuer technologischer Anwendungen.
  • Die körperlichen Fähigkeiten älterer Menschen sind unter Umständen eingeschränkt, das betrifft z.B. das Sehvermögen (Sehschärfe, Hell-Dunkel-Anpassung, Farbsehen etc.), physiologische Fähigkeiten (z.B. Tastsinn, Muskeltonus, etc.), den Gehörsinn und die Fingerfertigkeit.
  • Kognitive Veränderungen schränken im Alter die Wahrnehmung und die Informationsaufnahme ein (vgl. Kölzer 1995:31) 5; das Gedächtnis ist in der Regel anders leistungsfähig als bei jungen Menschen. Die "kristalline Intelligenz" (Wortschatz) und die "soziale Intelligenz" (Urteilsfähigkeit) bleiben auch im Alter erhalten. Die "fluide Intelligenz" (Kurzzeitgedächtnis, Informationsverarbeitung) verändert sich hingegen 6. Um Seniorinnen und Senioren nicht zu überfordern, muss neues Wissen in langsamerem Tempo und mit vielen Wiederholungen vermittelt werden (vgl. Krieb und Reidl 1999:69ff.) 7.
  • Die Vorerfahrungen mit der Nutzung digitaler Geräte sind bei älteren Menschen höchst unterschiedlich. Die Spanne reicht von "sehr erfahren" (z.B. aufgrund früherer beruflicher Nutzung) bis hin zu absoluten "Neulingen".
  • Viele Seniorinnen und Senioren können sich die Funktionsweise des Internets bzw. mobiler Geräte schlecht vorstellen. Das liegt vor allem daran, dass es oft kaum Vorerfahrung mit ähnlichen Technologien bzw. Geräten gibt. Für Erklärungen empfiehlt es sich daher, verständliche Vergleiche zum Alltag der Senior/innen herzustellen (z.B. "Die Enter-Taste funktioniert ähnlich wie der Einschaltknopf bei der Waschmaschine.").
  • Durch die gesellschaftlich geprägten Geschlechterbilder wird Technik-Kompetenz eher Männern zugeschrieben. Frauen wird ‒ vor allem in dieser Altersgruppe ‒ oft jegliche Technik-Kompetenz abgesprochen, was auch auf die Selbsteinschätzung abfärbt. Um Frauen für "technische" Schulungen zu begeistern, müssen diese häufig stärker motiviert werden.
  • Seniorinnen und Senioren schätzen im Allgemeinen Hilfestellungen durch andere Personen sowie leicht verständliche Anleitungen.
  • Seniorinnen und Senioren haben oft konkrete Vorstellungen, welche Funktionen ein Gerät bieten muss und was unbrauchbar ist. Diese Anforderungen sollten unbedingt ernst genommen werden.