1.1 "Senior/innen" als heterogene Zielgruppe

In der Literatur existieren eine Vielzahl an Einteilungen von älteren Menschen in Altersgruppen und nach Pflegestufen (vgl. Kolland et al. 2007, vgl. Kryspin-Exner 2012) 1. Diese zahlreichen Kategorisierungen und Bezeichnungen versuchen einerseits, eine ganz konkrete Altersgruppe anhand spezifischer Merkmale zu fassen, sind andererseits aber dennoch breit angelegt und daher wenig treffsicher (vgl. Meyer-Hentschel und Meyer-Hentschel 2004:9) 2.

Ein klassisches Abgrenzungskriterium ist das kalendarische Alter. Dieses ist aber nur wenig aussagekräftig, da auch Personen mit ähnlichem Alter unterschiedliche Einstellungen, Interessen, Bedürfnisse und Lebensweisen haben können. Einen stärkeren Einfluss auf das Verhalten und die Bedürfnisse älterer Menschen hat das sogenannte "Perceived Age", d.h. wie alt sich eine Person selbst fühlt. Daraus resultiert ein höchst unterschiedliches (Konsum-)Verhalten von älteren Personen (vgl. Kölzer 1995:26) 3. Der Prozess des Alterns ist höchst individuell, weshalb gleichaltrigen Menschen nicht unbedingt die gleichen Merkmale und Bedürfnisse zugeordnet werden können (vgl. ebd. 28).

Zu den in der Literatur gebräuchlichen Bezeichnungen für ältere Menschen zählen
u.a. Begriffe wie "Best Ager", "50plus", "Silver Generation" oder – in Zusammenhang mit der Nutzung des Internets – "Silver Surfers" (vgl. Keller 2006:55) 4.

Die Zielgruppe für das Forschungsprojekt mobi.senior.A wurde wie folgt definiert:

Personen, die 60 Jahre und älter sind, keiner Erwerbstätigkeit mehr nachgehen und psychisch und physisch in der Lage sind, ein mobiles Endgerät (d.h. Smartphone oder Tablet) zu bedienen.

Trotz dieser klaren Abgrenzung ist die Zielgruppe als sehr heterogen bezüglich des (Konsum-)Verhaltens, der Einstellungen, Erfahrungen, Interessen und Bedürfnisse zu charakterisieren. Auch die Aufgeschlossenheit gegenüber "neuen" Technologien, wie z.B. dem Internet, bzw. dem Erlernen neuer Kompetenzen und Fähigkeiten ist von Person zu Person verschieden.

Nur aufgrund des kalendarischen Alters kann und darf jedenfalls nicht auf das Verhalten und die Einstellung in Bezug auf digitale Medien geschlossen werden!

Es lässt sich feststellen, dass in der Altersgruppe über 55 Jahre deutlich weniger Frauen einen Computer bzw. das Internet nutzen als gleichaltrige Männer. Auch ist der Anteil der Nicht-Nutzer/innen ("Offliner") bei Seniorinnen höher als bei Senioren. Am deutlichsten zeigt sich dieser "Gender Gap" bei der mobilen Internetnutzung mit Smartphone oder Tablet – auch wenn Frauen hier in einzelnen Bereichen bereits aufholen (z.B. bei der Nutzung von Sozialen Netzwerken).